Rückblick aus dem Jahr 2004

Perchtoldsdorf, im Jahre 2004

Wissenswertes über unsere Teufelsteinhütte und ihre Rettung für Perchtoldsdorf

erzählt vom Ehrenmitglied, Al-GR Tobias Eichberger

Im Jahre 1921 erfolgte die Gründung einer Ortsgruppe des “Österreichischen Gebirgsvereins”. In den Jahren 1931/32 errichtete diese Ortsgruppe eine Schutzhütte auf dem ,,Teufelstein”, die ihr letztlich den Namen “Teufelsteinhütte” gab. 1938, nach dem Anschluss an das Deutsche Reich, wurden die Österr. Alpenvereine aufgelöst bzw. dem “Deutschen Alpenverein” eingegliedert. Erst im Oktober 1945 wurde die Bildung des “Österr.  Gebirgsvereins” vom neuen Österreichischen Staat (mit Zustimmung der Alliierten Besatzungsmächte) genehmigt.

Am 17. Juli 1946 fand in Perchtoldsdorf die 1. Hauptversammlung des ÖGV statt, verbunden mit der gleichzeitigen Neugründung der Ortsgruppe. Bis zum Jänner 1963 erfolgte die alpine Tätigkeit sowie Hüttenbetreuung mit wechselndem Geschick und es drohte sogar die Auflösung der Gruppe Perchtoldsdorf.

Ereignisreiche Tage im Jänner 1963:

Nach einer Sitzung gingen drei Freunde, GR Feierfeil, GR Stephan und ich zu einem Heurigen. Vom angrenzenden Nachbartisch hörte ich des öfteren von einer Vereinsauflösung des Perchtoldsdorfer Gebirgsvereines sowie der Übergabe der Teufelsteinhütte an den Landesverband. Ich machte meine Freunde darauf aufmerksam, was diese Personen am Nebentisch vorhatten und dass es doch nicht wahr sein könne, dass die Teufelsteinhütte – von Perchtoldsdorfern errichtet – in fremde Hände kommen sollte. Es war uns klar, dass man dabei nicht tatenlos zusehen konnte und wir erlaubten uns, am Tisch dieser Gebirgsvereinsfunktionäre (solche waren es doch?) Platz zu nehmen.

Wir erfuhren jetzt von diesen Herren, dass sie aus verschiedenen Gründen in der nächsten Generalversammlung die Auflösung des Vereines beschließen würden und die Hütte dem Landesverband übergeben wollten. Die Herren freuten sich über unser Interesse und luden uns zu dieser Generalversammlung am 23. Jänner 1963 ein.

Es muss hier gesagt werden, dass keiner von uns drei Freunden Mitglied irgendeines alpinen Vereines war! Was konnten wir hier tun, um wenigstens die Hütte für Perchtoldsdorf zu retten? Die anwesenden Funktionäre unterbreiteten uns ihre Idee. Wir sollten zu dieser Generalversammlung kommen, wenn möglich noch mit Verstärkung, ein Passfoto mitbringen und wir erhielten dann noch vor Beginn der Versammlung einen Ausweis als Mitglied des “Österr . Gebirgsvereines”, hätten damit alle Rechte eines ordentlichen Mitgliedes und könnten somit in vielerlei Art Einfluss auf den Verlauf dieser Jahresversammlung nehmen. Es stünden uns auch fast alle Funktionen zur Verfügung.  Wir stimmten diesem Vorschlag zu, obwohl wir noch keine Vorstellung hatten, wie diese Übernahme vor sich gehen sollte und welche Belastungen damit auf uns zukommen würden.

Wir haben “A” gesagt, also mussten wir auch ,,B” sagen und machten uns auf die Suche nach weiteren Mitarbeitern. Da gab es in Perchtoldsdorf einen Sepp Berger, der schon 25-mal auf dem Großglockner gewesen war, das müsste der richtige Obmann für uns sein. Er erklärte sich auch bereit, hier mitzuarbeiten. Meinen Sohn Walter – damals Student – konnte ich auch zur Mitarbeit bewegen.

Wenig später trat auch dessen Cousin Hans Vojtek dem ÖGV bei. Dieser wurde – und war bis heute – durch seine vielfache Tätigkeit eine Stütze des Vereins. Er war ein guter Jugendführer, Mitarbeiter im Verein und Führer der verschiedensten Wandergruppen.

Die schicksalhafte Jahresversammlung des Österr. Gebirgsvereins am 23. Jänner 1963

Es kam so, wie von den alten Funktionären vorgeschlagen. Wir Neuen brachten ein Passbild für unseren neuen ÖGV Ausweis mit und mit der Unterschrift des alten Obmannes wurden wir stimmberechtigte Mitglieder. Von dieser ÖGV Ortsgruppe waren nur ganz wenige Mitglieder anwesend. Die Neuwahl war schnell erledigt. Berger wurde Obmann, ich Obmannstellvertreter, Kassier Hr. Hans Wolf (bisheriger Kassier), Hr. Ferdinand Wicher Schriftführer (ein neues Mitglied), Hüttenwart Leopold Mayer und Josef Böck (alte Mitglieder). Jugendwart Walter Eichberger und Tourenwart Hr. Sabor (ein altes Mitglied).  GR Feierfeil und GR Stephan wurden ebenfalls neue Mitglieder, lehnten aber die Übernahme einer Funktion wegen Überlastung durch die Gemeindearbeit ab. GR Feierfeil – als späterer Finanzreferent der Gemeinde Perchtoldsdorf – blieb ein treuer Freund unserer ÖGV Ortsgruppe und bei vielen Vorhaben unserer ÖGV Ortsgruppe (z.B. Hüttenzubau), stand er uns stets hilfreich zur Seite.

Mit diesem neuen Vereinsvorstand kam auch die schon sehr notwendig gewordene Stabilisierung des Vereines Zustande. Mit neuer Energie und gutem Willen wurde an die neuen (alten) Aufgaben herangetreten.

Was diese ÖGV Ortsgruppe seit dem 23. Jänner 1963 bzw. ihr Nachfolger die “ÖAV Sektion Teufelstein” bis heute alles geleistet hat, kann sich sehen lassen; sei es im alpinen Bereich oder dem Hüttenbetrieb.

Was sich seit dem Neubeginn im Jahre 1963 auf diesen Gebieten alles ereignet hat, darüber geben die beiden Festschriften aus dem Jahre 1971 und 1982 ausgiebig Aufschluss

Über die alpinen Leistungen während dieser 41 Jahre zu berichten, ist eine Unmöglichkeit.  Doch eine der wohl erfolgreichsten Aktionen der Jugend bzw. Wandergruppe begann vor 36 Jahren mit der ersten “Mariazeller Fußwallfahrt”, die mit 8 Teilnehmern begann und unter der Führung von Hans Vojtek heute bereits über 250 Teilnehmer jährlich hat. Eine organisatorische Meisterleistung von unserem Hans!

Ein kurzer Rückblick über den Werdegang unserer Hütte ist aber möglich und verdient auch in Erinnerung gebracht zu werden:

Die Ausdehnung der Großstadt Wien nach dem Süden und die damit verbundene starke Besiedelung bewirkten auch eine steigende Besucherzahl unseres Föhrenwaldes durch Wanderer und lufthungrige Personen, womit auch die Besucherzahl in unserer schönen und beliebten Teufelsteinhütte sich deutlich vermehrte. Immer wieder gab es zu wenig Platz für die Gäste.  Da fasste der ÖGV-Vorstand den Beschluss, eine Vergrößerung unserer Hütte durch einen Anbau zu ermöglichen und reichte bei der Gemeinde um eine entsprechende Baugenehmigung ein, welche der ÖGV Perchtoldsdorf auch am 5. 7. 1971 erhielt

Zur Unterstützung unserer ehrenamtlich tätigen Funktionäre als Bauarbeiter wurden ein Stromaggregat und eine Betonmischmaschine angekauft. Die Marktgemeinde unterstützte uns durch den Ausbau einer Zufahrtsstraße zur Hütte, wodurch die Anlieferung der Materialien deutlich erleichtert wurde.  Im September 1972 gab es schon die “Kellergleiche” und am 9. Sept. 1973 die Fertigstellung und Einweihung des Zubaues.

Zur Unterbringung des Heizmateriales wurde eine große Holzhütte errichtet. Das alte, baufällige WC im Freien durch ein stabiles neues ersetzt.

Für die Umwandlung der “ÖGV Ortsgruppe” in eine ÖAV Sektion” waren ausschließlich wirtschaftliche Gründe maßgebend. Der Antrag hiezu wurde von mir bei der Jahresversammlung am 7. März 1980 eingebracht. Es war meine letzte Amtshandlung als Obmann des ÖGV P’dorf.  Während der Zeit des Hüttenwartes von Hermann Geiger wurden die Kellerräume neu gestaltet und eine moderne WC Anlage eingebaut. Das gemeindeeigene Schutzhaus am Parapluiberg bekam eine Stromzufuhr durch die Gemeinde Perchtoldsdorf. Auf unsere Vorstellung und unserem Antrag wurde auch die Teufelsteinhütte in dieses Elektrifizierungsprogramm mit einbezogen und bald erstrahlte auch unsere Hütte in neuem Licht. Ein wenig “Romantik” ging damit vielleicht verloren und die Petroleumlampen wurden als stille Reserve im Keller aufbewahrt. Nach der Fertigstellung der Installationen gab es auf der Hütte eine große “Lichtfeier”, wobei auch der Herr Bürgermeister Arch. Paul Katzberger mit mehreren Gemeindevertretern anwesend war.

Durch ein neues Gesetz müssen Gast- und Erholungsstätten in den Bergen und Wäldern ihre Fäkalien durch Kanäle ableiten. Dies galt jetzt nicht nur fur das gemeindeeigene Schutzhaus am Parapluiberg, sondern auch fur unsere Teufelsteinhütte und das Schutzhaus bei der Josefswarte. Weil nun schon der Waldboden für eine kilometerlange Künette zur Aufnahme der Abflussrohre aufgerissen wurde, entschloss sich die Marktgemeinde, diese Künette auch für die Verlegung einer Wasserleitung zu verwenden, wodurch auch unsere Hütte mit Wasser versorgt wurde. Die Kosten dafür übernahm zum Großteil der schon länger bestehende Verein “Wien-NÖ”. (Die Durchführung erfolgte im Jahre 1995) Bis zu diesem Zeitpunkt musste jahrzehntelang Wasser aus einer nahe gelegenen Quelle mühsam besorgt werden oder im Zeitalter der Technik in Kanistern von den Hüttenwarten im Auto herangeschafft werden.

Diese notwendige, gesetzlich bedingte Aktion der Marktgemeinde war wohl ein besonderer Glücksfall für die Gaststättenbetriebe in unserem Föhrenwald, im Besonderen auch für unsere Teufelsteinhütte. Der oftmaligen Unterstützung bei unseren Vorhaben, der NÖ Landesregierung, der Marktgemeinde Perchtoldsdorf und dem Verein “Wien – NÖ” wurde der gebührende Dank auch ausgesprochen.

Trotz meiner langjähriger Mitgliedschaft beim ÖGV bzw. ÖAV wurde aus mir kein “Alpinist”. Meine Liebe gehörte vielmehr der Hütte. Hatte ich doch schon im strengen Winter 1931/32 bei großer Kalte als Zimmererlehrling beim Aufsetzten des Dachstuhls mitgearbeitet. Da war ich jeden Tag zu Fuß – mit einem Schlitten für die Abfahrt – im tiefen Schnee zur Hütte gewandert. Dieser, seinerzeit erlernte Beruf, kam mir beim Hüttenzubau sehr zu statten.

Mögen diese geschriebenen Erinnerungen bei Mitgliedern und Besuchern ein wenig Anklang, Beachtung und Respekt für die nun schon 83 Jahre (1921-2004) bestehende ÖGV bzw. ÖAV Gruppe und ihre Leistungen finden.

Möge die Teufelsteinhütte auch weiterhin viele Besucher zu Rast und Einkehr einladen und ihnen wenn auch nur fiüir kurze Zeit – Ruhe und Erholung bieten!